Wenn von Dezentralität in der Energiewende gesprochen wird, dann häufig mit unterschiedlichen Verständnis und Standpunkt als auch entsprechendem Resümee. Einer spricht von der Größe der Erzeugungsanlagen, der andere von der geografischen Lage derselben, ein Dritter über die Akteure. Um die Debatte über den Wert der Dezentralität in der Energiewende auf ein festeres Fundament zu stellen und Räume für informierte Debatten und konstruktive Lösungen zu öffnen, erstellte Agora Energiewende, zusammen mit Energieexperten Andreas Jahn vom Regulatory Assistance Project und Fabian Zuber vom l°energy den aktuellen Bericht Energiewende und Dezentralität.
Für die Analyse werden die Aspekte der Dezentralität aus der Sicht von vier Dimensionen beschrieben: der Dimension des Stromnetzes sowie der ökonomischen, der sozialen und der politischen Dimension. Zudem werden jeweils die Chancen und Risiken der jeweiligen Entwicklungen beleuchtet. Auf dieser Basis untersuchten die Experten die folgenden sechs Aspekte: Die Rolle der Eigenversorgung, die regionale Verteilung von Stromerzeugung und –verbrauch, die regionale Vermarktung von Ökostrom, regionale Smart Grids beziehungsweise Smart Markets, die Rolle kleiner Akteure mit Fokus auf „Bürgerenergie“ und schließlich die Rolle kommunaler Aktivitäten.
Das Resümee der Agora Energiewende ist, Dezentralität entwickelt sich mit der Energiewende zu einem dauerhaft prägenden Strukturmerkmal des Energiesystems. Schlüsseltechnologien der Energiewende wie Wind und Solar, aber auch die Elektrifizierung des Transport- und Wärmesektors werden Netzengpässe verursachen, die nicht mehr effizient durch Netzausbau beseitigt werden können. Zudem treiben politische, ökonomische und soziale Präferenzen für Eigenversorgung und Regionalität das Strom- und Energiesystem in Richtung dezentralerer Strukturen, die eine neue organisatorische und damit regulatorische Ausrichtung notwendig machen. Ein solcher Ordnungsrahmen für Dezentralität, sollte das derzeitige Chaos im Bereich der dezentralitätsbedingten Ausnahmen bei Entgelten, Steuern, Abgaben und Umlagen neu ordnen und entsprechend der monetären und gesellschaftlichen Werte konsistent adressieren