Der Gebäudesektor ist der größte einzelne Energieverbraucher in Deutschland. Er ist für 30 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Eine tiefgreifende Renovierung des Gebäudebestands ist entscheidend dafür, dass Deutschland seine ehrgeizigen Klimaziele erreichen kann. Dafür werden neue, effektive und vor allem ergänzende Maßnahmen benötigt, um die Modernisierungsrate und -tiefe zu erhöhen.
Obwohl es in Deutschland Fördermittel und Anreize für die Modernisierung von Gebäuden gibt, ist es noch immer nicht gelungen, die energetische Modernisierungsrate bestehender Gebäude auf mehr als ein Prozent im Jahr zu steigern.
Nun zeichnet sich dafür eine Lösung ab. Im Jahr 2021 wird die Europäische Kommission europaweite Mindeststandards von Gebäuden vorschlagen. Dieses Instrument, das bestehende Finanzierungs- und Preismaßnahmen ergänzt und wirksam einsetzt, kann energetische Modernisierungen zuerst an die Gebäude mit der schlechtesten Leistung richten und kann darüber hinaus einen Fahrplan für die Dekarbonisierung aufzeigen. Diese regulierten Standards schreiben für die adressierten Gebäuden vor, dass sie bis zu einem bestimmten Datum oder Zeitpunkt energetische Mindestkriterien erfüllen müssen.
Die Standards werden mit einer langen Vorlaufzeit vor der Verpflichtung eingeführt und erlauben flexible Optionen für deren Einhaltung. Dies verschafft den Gebäudeeigentümern Klarheit und zugleich Flexibilität, um zum geeignetsten Zeitpunkt innerhalb des Lebenszyklus oder Investitionszyklus des Gebäudes zu investieren. Ambitionierte Rahmenbedingungen werden es Deutschland ermöglichen, die Ziele zu erreichen, und gleichzeitig Märkte zu erweitern, also die Fähigkeiten der Arbeitskräfte zu entwickeln und innovative, kosteneffektive Lösungen reifen zu lassen.
Interessenvertreter aus dem Gebäudesektor in Deutschland haben bereits damit begonnen, sich mit den Optionen der Mindeststandards zu befassen und haben drei Hauptprioritäten identifiziert. Zum einen muss die Erfüllung der Standards möglich sein und zudem eine breite Wirkung gewährleisten. Dieses Ziel dürfte durch das Zusammenspiel einer fairen und unmissverständlichen Gestaltung, eines soliden Rahmen zur Unterstützung und einer sozialen Absicherung erreicht werden. Zum anderen müssen unzureichende Energiesparmaßnahmen vermieden werden, die tiefergehende Renovierungen verhindern. Schließlich sollte die Erfüllung entsprechend kontrolliert und eine Nichteinhaltung sanktioniert werden. Wirksame Maßnahmen können ein sehr hohes Maß an Einhaltung sicherstellen, und zwar lange vor dem Zeitpunkt der Umsetzung.
Sofern die regulatorischen Rahmenbedingungen, die finanziellen Anreize, die praktische Umsetzungshilfen und die CO2-Bepreisungen auf intelligente und komplementäre Weise zusammenwirken, kann damit der in diesem Jahrzehnt dringend benötigte Fortschritt im Gebäudebereich erfolgreich adressiert werden.
In diesem kurzen Strategiepapier skizzieren wir das Potenzial von Mindeststandards anhand von Beispielen und berichten über die erste Phase des laufenden Stakeholder-Engagements. Als solches ist dies eine Einladung, die Diskussionen fortzusetzen.
Eine Englische Version des Berichts finden Sie hier.